Der Verband INSULA RUGIA e.V. blickt im Juni 2015 trotz vieler Widerstände und auch Diffamierungen aus politischen und wirtschaftlichen Kreisen auf ein 25jähriges erfolgreiches Wirken zurück. Entsprechend seinem Ziel, Verband zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung der Insel Rügen zu sein, hat er Vieles auf den Weg gebracht, hat den Finger in so manche Wunde gelegt, mehr oder weniger abenteuerliche Vorhaben verhindert, aber auch manche Rückschläge erfahren müssen. Im Laufe der Jahre ist einiges in Vergessenheit geraten, umso wichtiger ist es, einige erfolgreiche Projekte hier noch einmal zusammenfassend darzustellen.

* Eines der nachhaltigsten Projekte ist ganz ohne Zweifel die 1993 erfolgte Herausgabe des RUGIA Rügen-Jahrbuches in der Tradition des „Heimats-Kalenders für den Kreis Rügen“ aus dem Jahre 1908. Inzwischen ist der 23. Jahrgang des Rügen-Jahrbuchs erschienen, das aufgrund der Qualität seiner Beiträge zur Geschichte, zur Entwicklung von Natur und Landschaft, zu Persönlichkeiten und zu Bewohnern, zu Kunst und Kultur, um nur einige Themenkomplexe zu nennen, und der hervorragenden Aufmachung in ganz Deutschland eine interessierte Leserschaft gefunden hat. Hierfür wurde der Verband mit dem Kulturpreis 2012 der KulturStiftung Rügen ausgezeichnet.

Kulturpreis KulturStiftung Rügen

Kulturpreis KulturStiftung Rügen

Urkunde Kulturpreis der KulturStiftung Rügen

Urkunde Kulturpreis der KulturStiftung Rügen

* Um die Verbandsmitglieder, die nicht nur auf Rügen sondern im gesamten Bundesgebiet zu Hause sind, über die Verbandsarbeit, Aktuelles und Entwicklungen im positiven und negativen Sinne zu informieren, wird seit 1992 die Mitgliederzeitung Der KreideKreis“ herausgegeben. Leider erscheint er nur mehr oder weniger sporadisch. Mitarbeit möglichst vieler Verbandsmitglieder könnte zu einem kontinuierlichen Erscheinen beitragen (siehe Link „KreideKreis).

* In Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat Südost-Rügen und unter maßgeblicher Überarbeitung durch das Verbandsmitglied Dr. Sibylle Berger hat der Verband in jüngster Vergangenheit eine Neuauflage der Baustilfibel Rügen“ herausgegeben.

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* In diesem Zusammenhang soll die am 1. August 1994 für drei Jahre angelaufene Beschäftigungs- und Bildungsmaßnahme für langzeitarbeitslose junge Menschen erwähnt werden. In Zusammenarbeit mit Produktionsschulen ABPF GmbH wurden mit dieser Maßnahme jeweils zehn Jugendliche in drei Betrieben der Insel in den Bereichen Umweltsanierung, Rekultivierung landwirtschaftlicher Flächen und Wohnumfeld-Sanierung eingesetzt.* Einen wesentlichen wirtschaftlichen Beitrag leistete der Verband mit der Gründung der INSULA-RUGIA-Beschäftigungsgesellschaft, die sich aus der Übernahme von durch die Bundesanstalt für Arbeit ausgeschriebenen Arbeits-beschaffungsmaßnahmen entwickelt hat. War es 1992 zunächst nur eine kleine ABM-Gruppe im Rahmen des Projekts „Arbeiten und Lernen“, reichte ihr Aufgabenspektrum von der Betreuung behinderter Menschen über Pflege- und Erhaltungsarbeiten in Schutzgebieten bis zur vollständigen Erfassung und Katalogisierung der Bau- und Bodendenkmäler auf der Insel. Zeitweise fanden hier bis zu 200 gleichzeitig Beschäftigte ein Betätigungsfeld. Bis zur Auflösung der Beschäftigungsgesellschaft infolge Umstrukturierung der Bundesanstalt für Arbeit im Jahre 2002 wurden über 2000 ABM-Kräfte eingesetzt und betreut.

* 1993 wurde das Naturschutzgroßprojekt „Ostrügensche Boddenlandschaft“ im Rahmen des bereits 1979 aufgelegten bundesweiten „Programms zur Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstattlich repräsentativer Bedeutung“ erarbeitet und in den Jahren von 1994 bis 2007 vom eigens dazu ausgegründeten „Landschaftspflegeverband Ostrügen“ unter Leitung eines Verbandsmitgliedes verwirklicht. Wesentliche Ergebnisse dieses Projektes sind:

  • Die Rekultivierung von vormals militärisch genutzten Teilen der Halbinsel Klein Zicker

1967 wurde ein Teil der Halbinsel Klein Zicker von der Sowjetarmee vereinnahmt und zum Eigentum der UdSSR erklärt. Belange des Naturschutzes mussten fortan hinter der militärischen Nutzung zurückstehen. Entsprechend waren die Hinterlassenschaften nach Aufgabe des Standortes 1991.

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Eine Renaturierung des ursprünglichen Landschaftsbildes erforderte zunächst den Rückbau der Gebäude und militärischen Anlagen und die Müllbeseitigung. Eine homogene Geländestruktur musste wieder hergestellt werden durch Planierung von Bauter-rassen und Gräben, Entfernen von die ursprüngliche Vegetation überwucherndem Brombeergestrüpp und Gräsern, Neuaussaat einer Trockenrasenmischung zur schnellen Etablierung standorttypischer Vegetation und Rückbau der alles überwuchernden Espenansiedlung. Außerdem wurde ein weitgehend naturbelassener Auf-/Abstieg angelegt.

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Küste Klein Zicker

 

   Klein Zicker nach der Renaturierung

  • Die Renaturierung des Polders am Neuensiener See.

Seit Anfang der 1970er Jahre wurde das Niedermoor Neuensien durch ein Pumpwerk entwässert. Zusätzlich verhinderte der Bau eines Riegeldeiches das Einströmen von Brackwasser. Das führte zu einer Aussüßung des Polders, einer Veränderung der Flora und zum Degenieren des Moores mit Verqueckung und Bewuchs von Brennnessel und Binsen. Andererseits war bei Hochwasser das Rückfließen des Brackwassers in den Neuensiener See nicht mehr gewährleistet.

So musste das Grabensystem wieder hergestellt werden. Ein Rückbau des Deiches stand nicht zur Diskussion, also musste dieser auf einer Länge von 10 m geschlitzt, die Lücke durch eine unauffällige Brücke geschlossen werden. Dadurch ist nach einem Hochwasser das Wasser bereits nach wenigen Tagen abgeflossen. Damit ist auch wieder eine landwirtschaftliche Nutzung (Beweidung) möglich.

  • Die Renaturierung des Schmachter Sees

Südwestlich von Binz liegt der Ort Schmacht, der dem See eiszeitlichen Ursprungs seinen Namen gab. Ursprünglich zur Ostsee gehörend, wurde er durch Entstehung der Nehrung Schmale Heide von der Ostsee abgetrennt und zu einem Flachwassersee, der nur noch mit dem Entwässerungsgraben Ahlbeck mit der Ostsee verbunden war.. Am und im See leben eine Vielzahl von Tier und Pflanzenarten, von denen etwa 40 Arten auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen, z.B. See-und Fischadler, Gänsesäger, Zwergsäger, Rohrdommel.

Durch jahrelanges Einleiten von Abwässern und Einträgen von Nährstoffen aus der Landwirtschaft war der See 1990 verschlammt, eutrophiert und ökologisch instabil. Im Zuge der Renaturierung wurden aus dem See Phosphor und 300.000 Kubikmeter Schlamm entfernt, so dass ein nährstoffarmer, makrophytendominierter Klarwassersee entstanden ist.

  • Die Wiederherrichtung des Waldparkes Semper bei Lietzow.

Der Waldpark Semper wurde mit dem Bau des Schlosses Semper um 1920 geschaffen. Da im Laufe der Jahre, besonders während der Zeit der Nutzung als paramilitärische Ausbildungsstelle zwischen 1963 und 1990, die einst landschaftsästhetischen Parkelemente verfielen, fanden von 2000 bis 2002 umfangreiche Wiederherstellungsmaßnahmen statt. Dazu gehörten:

  • die Wiederherstellung des Wegesystems

  • die Pflege, der Schnitt und die Nachpflanzung der zum Schloss führenden Rhodo-dendron-Allee

  • der Bau einer Treppe vom Hochuferweg zum wildromantischen naturbelassenen Blockstrand

  • die Entschlammung und Wiederherstellung der Kaskadenteiche zum Ableiten der Niederschlagswasser über ein Feldsteingerinne in den Großen Jasmunder Bodden und als Amphibienlaichgewässer

  • die Wiederherstellung der Feldsteinfassade des Wasserturmes, der bis 1953 der Wasserversorgung des Schlosses diente

  • Freistellung der Süntelbuchen, die eine außergewöhnliche dendrologische Rarität darstellen. Wegen ihres bizarren Wuchses werden diese „Krüppelbuchen“ auch Hexenbuchen genannt

  • Wiederherstellung eines Teiles der Feld- und Flintsteinmauer des ehemaligen Tennisplatzes

  • Rückbau von baulichen Hinterlassenschaften der paramilitärischen Nutzung.

Kaskadenteiche

Kaskadenteiche

Wasserturm

Wasserturm

Im Waldpark Semper

Im Waldpark Semper

Eher bescheiden erscheint die von kulturhistorischem Wert erfolgte Restaurierung alter Wegweiser im Bereich Putbus. Diese kunstvoll gestalteten Wegweiser entstanden auf Anregung des Putbusser Fürsten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an den wichtigsten Kreuzungen bzw. Weggabelungen des Putbusser Gebietes. Sie mussten aber später baulichen Maßnahmen, dem Zahn der Zeit oder mangelndem Interesse „an dem alten Zeug“ weichen. Das Putbusser Verbandsmitglied Henry Gurski konnte mit Unterstützung des Verbandes große Teile diesen „alten Zeugs“ ausfindig machen und Handwerker in Bergen und Garz für eine Restaurierung bzw. Wiederherstellung gewinnen und damit der Insel ein Stück Geschichte zurückgeben.

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  • Die Projekte „Wiederherstellung des Pansevitzer Parkes“ und „Parkkultur Rügen“ werden gesondert vorgestellt.

Der Verband hat versucht, mit einem Energiekonzept, einem Verkehrskonzept und Gedanken zum Gesundheitstourismus Einfluss auf die Entwicklung Rügens hin zu einem von der Europäischen Gemeinschaftsinitiative LEADER+ geförderten Naturpark Rügen zu nehmen. Dieses Projekt scheiterte am politischen Widerspruch einer knappen Mehrheit der Kreistagsabgeordneten, trotz sachkundiger Argumente renommierter Experten. Übrigens: Die Insel Usedom beschritt diesen Weg ohne nachteilige Folgen für ihre Entwicklung.